Noch einige Wochen Wahlkampf Das Duell der Werbeagenturen hat begonnen. Welche hatte den besten Einfall. Holen die Schlagworte auf den Plakaten wirklich die Menschen hinter dem Ofen hervor? Sprechen die Fotos an? Die erste Plakatwelle klebt. Während Toni Mattle „wetterfest“ „geradeaus“ in eine „klare Wahl“ geht, wollen die Grünen „Leben“, „Heizen“ und „Fairness“. Ob es für die ÖVP eine klare Wahl wird, kann noch keiner sagen. Auch für die in Deckung wartenden „Parteifreunde“, die sofort zur Stelle wären und sich schon aufwärmen, falls der Verlust zu groß ist. Dass die Grünen Werbung fürs Heizen machen, wirkt verwirrend. Die SPÖ mit Georg Dornauer, aufgestützt auf seine Fäuste hat vom „Stillstand genug“ und lehnt „Alkohol und Psychopharmaka“ ab. Die Wahlplakate sind angriffig, aber sonst hat er Kreide geschluckt. Noch nie war er der Macht so nah. Die FPÖ setzt auf „Löhne rauf Kosten runter“, „Abflug statt Asylbetrug“, „nie wieder Lockdown“ und will „neutral bleiben“, ohne Politikerportraits. Heiße Themen, die nicht überraschen. Der von sich selbst grenzenlos begeisterte Dominik Oberhofer kann alles – „Politik“, „Bildung“ und „Wirtschaft“. Kein Wunder, wenn man so viele internationale Zeitungen liest, wie er nicht müde wird ständig kundzutun. Einfach nur peinlich! Die Liste Fritz will „endlich neue Wege gehen“. Na hoffentlich, weil wenn die Anträge dieser Partei alle umgesetzt worden wären, wäre Tirol wohl pleite. Trotzdem, jede Partei hat auch gute Ideen und die Wähler erwarten sich besonders in Zeiten wie diesen zurecht, dass alles zum Wohl der Menschen in diesem Land getan wird. Dass nach der Wahl die besten Köpfe dieses Land regieren. Alle Kandidaten müssen jetzt laufen bis zum Umfallen, mit den Menschen reden, überzeugen, erklären und zuhören. Dazu braucht es keine Feuerzeuge und Kugelschreiber. Die Menschen brauchen Vertrauen in die Fähigkeit der Politiker. Schrumpfkur imRegal Inflation, Deflation, Stagflation – aber was ist Shrinkflation? Auch das noch – werden viele Tirolerinnen und Tiroler sagen. Umkeine offizielle Preiserhöhung vornehmen zumüssen, verstecken manche Hersteller diese an einer anderen Stelle. Der Packungsinhalt schrumpft, bei gleichemPreis. VON MANFRED SCHIECHTL Die Lebensmittelpreise steigen aktuell dramatisch. Die AK hat zuletzt beispielsweise gemeldet, dass Joghurt im Jahresvergleich um 27 Prozent teurer wurde, Milch sogar um 30 Prozent. Dies trägt natürlich zur Inflation bei. Aber es geht auch anders: gleicher Preis, doch wer Adleraugen hat bemerkt, dass es für das gleiche Geld weniger Inhalt gibt. Schrumpfende Packungen sind kein Einzelfall. Der beste Beweis, es gibt ein Wort dafür: Shrinkflation. Eine Wortschöpfung im Englischen aus den Begriffen Schrumpfen und Inflation. Das Problem: auch dies trägt zur Inflation bei. Am Ende ist es eine versteckte Preiserhöhung. Motivation der Hersteller: wenn die Packung ein wenig schrumpft, fällt das weniger auf, als wenn der Verkaufspreis steigt. Der Verein für Konsumenteninformation kennt das Schrumpfproblem bestens DieTirolerbasics haben sich mit der Ernährungswissenschaftlerin Teresa Bauer vom Verein für Konsumenteninformation darüber unterhalten. Sie ist auch Expertin für Shrinkflation. „Wir beobachten dieses Phänomen seit vielen Jahren. In letzter Zeit fällt es uns aber vermehrt auf. Es ist aktuell ein Trend, der gerne genutzt wird, um Preissteigerungen weiterzugeben“, erzählt Bauer. Sie nennt auch einige Beispiele: „Pringles-Packungen haben mittlerweile ein Füllgewicht von 185 Gramm anstelle von 200 Gramm. In der Knabber-Nossi-Multipackung wurden aus zwölf Stück Inhalt elf Stück. Nutella wurde von 750 Gramm Füllgewicht auf 700 Gramm geändert. Und dann das aktuelle Paradebeispiel: Rama schrumpfte um 50 Gramm, immerhin zehn Prozent, von 500 auf 450 Gramm“, nennt Bauer einige prominente Fälle, die immer wieder von KonsumentInnen über www.lebensmittel-check.at an den VKI gemeldet werden. Großes Thema in deutschen Medien ist aktuell die shrinkflationäre Verkleinerung der Packungen von Haribo Goldbären. Anstelle von 200 Gramm gibt es nun nur noch 175 Gramm. Gute Nachricht für Tirolerinnen und Tiroler: hierzulande gibt es noch die 200-Gramm-Packungen. Haribo Almdudler ist allerdings bereits aktuell nur noch mit 175 Gramm Inhalt erhältlich. Die Goldbären werden wohl bald folgen. HardcoreFans sollten rechtzeitig ihr Lager aufstocken. „Wir rechnen jedenfalls mit mehr Fällen“, meint Bauer. Mit diesem Trick behalten schlaue KonsumentInnen den Überblick Schlaue und preisbewusste Konsumenten lassen sich aber nicht so leicht blenden. Der Trick: gleichwertige Produkte werden über den Grundpreis verglichen. Dabei ist es egal, welches Füllgewicht jedes einzelne Produkt hat. Der Handel ist verpflichtet, den Grundpreis (in Kilogramm bzw. Liter, manchmal pro 100 Gramm bzw. pro Milliliter) auszuzeichnen. Und dieser sagt dann schnell aus, welches der ähnlichen Produkte das günstigste ist. In den USA kennt man Shrinkflation bereits länger. In Europa gibt es das Phänomen hauptsächlich seit 2009. „Mit der Änderung der Fertigpackungsverordnung durch die EU bekamen die Hersteller freie Hand bei der Wahl des Füllgewichts. Einzige Notwendigkeit ist die Angabe der Nettofüllmenge. Ausnahmen gibt es nur in einigen Getränkekategorien wie Wein und Spirituosen“, so Bauer. Deshalb gibt es dort noch immer die von früher her gewohnten Größen. Weit schwerer zu entdecken ist eine andere Form der Shrinkflation: die Änderung der Rezeptur. Dabei werden Zutaten oft durch günstigere ersetzt oder deren Menge verringert. Ein Beispiel für Shrinkflation: Rama alt und Rama neu – rechts unten auf den Packungen das Gewicht nach der Schrumpfkur. FOTO: VKI Ernährungswissenschaftlerin Teresa Bauer vom Verein für Konsumenteninformation. FOTO: VKI Ein erstes klares Signal Herr Gouverneur, der Einlagezinssatz steigt von -0,5 % auf 0. Wie kam es zu dieser Entscheidung der EZB und was erwartet man sich davon? „Nun, dieser Schritt war naheliegend und stellt eine fast zwingende Reaktion auf die gegenwärtige Situation dar. Wir haben im Euro-Raum derzeit eine hohe Prozent Inflation, da muss eine Notenbank reagieren. Ich denke, dass die Vorgehensweise jetzt gleich stärker um 0,5 Prozent anzuheben und sich damit von einem negativen Zinsumfeld zu verabschieden, die richtige Entscheidung darstellt. Zum einen ist diese Erhöhung ein klares Signal, dass die aktuellen Entwicklungen sehr ernst genommen werden und entsprechend reagiert wird. Zum anderen besteht in einer schrittweisen Anhebung nicht die Gefahr, dass wir die Wirtschaft, die sich gerade von der Pandemie erholt, wieder abwürgen.“ Kritiker sagen, dass diese Entscheidung zu spät gekommen ist. Wie sehen Sie das? „Persönlich hätte ich tatsächlich schon einen früheren Zeitpunkt bevorzugt – das war während der letzten 20 Monate mein Standpunkt, den ich im EZB-Rat, aber auch öffentlich in den Medien vertreten habe. Dennoch glaube ich nicht, dass die Entscheidung zu spät gekommen ÖNB-Gouverneur Robert Holzmann zeigt sich zuversichtlich. FOTO: ÖNB Nach elf Jahren, in denen es praktisch keine Zinsen gab, hat die Europäische Zentralbank eine unerwartet kräftige Erhöhung ihrer Zinsen beschlossen. Wie die EZB weiter vorgeht, erklärt der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, Univ.-Prof. Dr. Robert Holzmann, im Interview. ist. Sie ist gekommen und sie ist der Beginn eines Normalisierungs-Prozesses. Wenn Sie aber mit Ihrer Frage, ob wir zu spät gekommen sind, auf die amerikanische Notenbank, die Federal Reserve in den USA, anspielen, dann ist dieser Vergleich nur bedingt zulässig, da sich die FED in einem anderen Konjunkturzyklus befindet und die Inflation auch teilweise andere Ursachen hat. So spielen der Krieg in der Ukraine und die Energiepreise für die Inflation der USA eine weniger wichtige Rolle als in Europa.“ Ist mit dieser Zinserhöhung alles erledigt oder worauf müssen wir uns einstellen? „Erledigt ist damit nicht alles. Es ist vielmehr so, dass wir alle notwendigen Schritte setzen werden, um wieder unseren Zielwert für Preisstabilität von zwei Prozent zu erreichen. Das kann bedeuten, dass wir noch mehrere Zinsschritte in naher Zukunft setzen - oder auch nicht. Das wird von den konkreten Wirtschaftsentwicklungen und -daten in den nächsten Monaten abhängen. Entscheidend aber ist: wir haben jetzt auch auf der Zinsebene reagiert, nachdem die Nettoankäufe unter den verschiedenen Anleiheankaufprogrammen in den letzten Monaten bereits teilweise beendet wurden.“ Wie schnell wird diese Zinsentscheidung nun einen Einfluss auf die allgemein sehr hohe Inflation haben? „Geldpolitische Entscheidungen sind mit dem Steuern eines Öltankers vergleichbar. Kursänderungen wirken nur zeitverzögert. Das heißt, bis die Änderung der Geldpolitik in den Märkten und der Realwirtschaft wirklich durchschlägt, vergeht eine gewisse Zeitspanne.“ WIRTSCHAFT FREITAG, 9.9.2022 | NR. 510 7
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