Die Tiroler Basics - Nr. 510

BILDUNG FREITAG, 9.9.2022 | NR. 510 8 Tirolerisch wie vor 750 Jahren Sprechen wie Tiroler vor 750 Jahren? Heute noch zu hören in einer Sprach-Insel im Trentino – und bis Ende November im Tiroler Volkskunstmuseum Es klingt für uns heute wie eine eigene Sprache, ist aber keine. Das Fersentaler Idiom zählt wie das Tirolerische hauptsächlich zur oberdeutschen Dialektgruppe Alemannisch-Bairisch. Fersentalerisch, oder Bersntolerisch wie die Einheimischen sagen, ist zudem stark von Tiroler Einflüssen geprägt. Es ist sozusagen – wie das Zimbrische in der benachbarten Provinz Vicenza – eine urtümliche Form des Tirolerischen, die allerdings über die Jahrhunderte eine eigenständige Entwicklung in Sachen Wortschatz vollzog. Von ungefähr 1250 bis 1320 besiedelten Teutonen, so nannte man sie damals, das Tal. In den nachfolgenden Jahrhunderten erfolgte durch die Abgeschiedenheit kaum ein Austausch mit anderen Gebieten. Deshalb veränderte sich die Sprache kaum. Vereinfacht gesagt entstand eine Zeitkapsel des Ur-Tirolerischen, eine Alttiroler Mischmundart. Erst später durch Handel lernten die Fersentaler auch benachbarte Mundarten, etwa den Trentiner Dialekt zu verstehen. Seit 1987 ist Fersentalerisch im Trentino als Minderheitensprache anerkannt. Die Ortschaften, in denen die alte „Sprache“ verbreitet ist, sind Eichleit (auf italienisch Roveda), Gereut (Frassilongo), Florutz (Fierozzo) mit den Fraktionen Sankt Franz und Sankt Felix und Palai (Palù di Fersina). „Do's Gasetz gipt der s Recht za prauchen de dai' Sproch!“ Heute sprechen noch rund 1.400 Menschen Fersentalerisch im Alltag. Und sie sind stolz auf ihr Bersntolerisch. Auf einer Tafel steht dann auch geschrieben, dass das Gesetz das Recht auf offizielle Ausübung gibt. Das heißt dann auf Fersentalerisch so: „Do's Gasetz gipt der s Recht za prauchen de dai' Sproch!“ Waschechten Tirolerinnen und Tirolern kommt der Text vielleicht ein klein wenig fremd vor, aber doch irgendwie vertraut. Wer sich selbst an Bersntolerisch versuchen möchte, im folgenden der Text einer Bautafel mit Übersetzung: „Unter de Powestn Pio XII, Hons XXIII, und Paul VI, unter de Pischaffer wa Trient Bons. Korl de Ferrari und Bons. Alessandro M. Gottarde, Bals Pfoff wa Ausserperk ist gaben der Geistl Jackel Houwer wan Zehrn ist de doi Kirch en Zboenzg horta Johrn paut kemen, wan Johr 1946 winz kann Johr 1966.“ Unter den Päpsten Pius XII., Johannes XXIII. und Paul VI., unter den Bischöfen von Trient Mons. Karl v. Ferrari und Mons. Alessandro M. Gottardi, als Pfarrer von Ausserperg war der Geistliche Jakob Hoffer von Zöhrn, ist diese Ein Blick in das wunderschöne und zugleich faszinierende Bersntol nordöstlich von Trient. FOTOS: WOLFGANG LACKNER Nur einen Katzensprung von Trient entfernt beginnt das Fersental. Was man dort zu hören bekommt ist jedoch geschichtlichen einen Riesensatz vom Hier und Jetzt entfernt. Eine Besucherin in der Ausstellung „As en Bersntol“ im Tiroler Volkskunstmuseum. Herausforderung: mehrsprachige Brettspiele. Kirche in zwanzig harten Jahren gebaut worden, von 1946 bis zum Jahr 1966. „As en Bersntol“ bis 20. November im Tiroler Volkskunstmuseum Das Tiroler Volkskunstmuseum holt bis 20. November 2022 mit der Ausstellung „As en Bersntol“ ein Stück Fersental nach Innsbruck, indem es die Bewohner, deren Sprache, Geschichten und Kultur in den Blick nimmt. Die Ausstellung „As en Bersntol“ über das faszinierende, mehrsprachige Tal im Trentino wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Bersntoler Kulturinstitut realisiert und präsentiert in zehn Stationen eine Gegend, die beispielhaft für die Vielfalt der Europaregion steht. Bezahlte Anzeige OBERHOFER KANN WIRTSCHAFT BESSER Dominik Oberhofer Spitzenkandidat

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